Das Zuhause in dir
Sonntag, 20. Juli 2025
Viele Menschen der Moderne irren heimatlos und angstvoll umher; sie haben ihre innere Orientierung verloren, ihr inneres Zuhause. Ihre Sehnsucht nach einem Ort der Geborgenheit, der Sicherheit ist jedoch weiterhin spürbar in all den Dingen, die sie im Außen, in der Welt als Ersatz suchen: in Reisen (auch in digitalen), im Körper, in einer äußeren Wohnstätte, im Beruf, in Hobbys, im Besitz, im Wunsch, gesehen und anerkannt zu werden, ja sogar in Menschen, die ihnen nahestehen.
Ich kenne das vage, unbewusste Gefühl von Heimatlosigkeit, da es in meinen jungen Jahren durch einen sehr langen Klinikaufenthalt zu einem massiven Verlust von Urvertrauen gekommen ist mit der Folge, dass ich – bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich mir dessen gewahr wurde – rückblickend schon so eine Art Getriebene war, die genau das oben Beschriebene charakterisiert. Dabei hat mein Glaube, so wenig er im Vergleich zu heute auch in der Tiefe verankert gewesen sein mag, Schlimmeres verhindert. Gott sei Dank hat mich das Leben bis hierher getragen und mir die Chance eröffnet, ihm eine neue Richtung zu geben. (Lies dazu gerne noch einmal den Blog vom 30.7.23.)
Robin Kaiser beschreibt eine solche Erfahrung in seiner Meditation „Das Zuhause in dir“ und macht Mut, dieses Zuhause neu zu entdecken und immer wieder aufzusuchen. Dieses Zuhause in uns ist nicht der Ort unserer Ego-Aktivitäten, sondern meint jene stille, göttliche Seinsebene in uns, in der wir einfach nur „sind“, zu Hause sind – in uns, in Gott, in allem, was ist, der Seinszustand, der unsere Sehnsucht wirklich nährt.
Herzlich willkommen zu deiner Seelenmeditation! Ich möchte heute mit dir gemeinsam zu deinem inneren Zuhause reisen, möchte dir und uns zeigen, wie sehr wir in uns zu Hause sind. Wie sehr es in uns einen Ort der Geborgenheit und des Vertrauens gibt. Lasse nun für die Zeit der gemeinsamen Meditation einmal alles ruhen, was dich bisher beschäftigt hat. Setze dich mit dir hin und nimm dir den Raum, tiefer in dein inneres Zuhause zu reisen. Alles, wonach du dich sehnst, alles, wonach du strebst, alles, was du erreichen möchtest, ist gerade nicht mehr wichtig, denn es liegt bereits in dir. All die Sehnsüchte, die du verfolgst durch äußere Handlungen, wollen letztlich einzig und allein den Zustand des inneren Geborgen-Seins, des Zuhauses in dir wiederherstellen. Es gibt einen Ort in dir, in dem kannst du ganz ankommen. Dort kannst du ganz leicht und ohne Mühe der sein, der du bist. Spüre, wie du gerade dasitzt oder daliegst und dein Atem ruhig und langsam durch deinen Körper fließt. Du bist gehalten und getragen vom Leben. Alles, was du erfährst, ist für dich, dient dir auf deinem Weg in dein inneres Zuhause. Und es kann sein, dass sich ein Teil in dir entwurzelt fühlt, einsam fühlt, verlassen fühlt, und auf der Reise zu dem Ort unserer Geborgenheit dürfen wir zunächst einmal all dies in uns spüren, was noch nicht ganz angekommen ist, was seinen inneren Ort noch nicht ganz gefunden hat. Spüre den Teil in dir, gerade jetzt und hier, der seinen Platz in der Welt noch nicht ganz gefunden hat, der noch nicht weiß, wo er hingehört, wo er dazugehört, wo er ganz ankommen kann und sein darf. Es kann sein, dass du im Rahmen deiner Reise auf diese Erde vielleicht schon früh das Gefühl von Entwurzelung und Heimatlosigkeit hattest, dass du dich nie irgendwo ganz dazugehörig gefühlt hast. Und nimm das gerade einmal wahr, wie es ist, heimatlos durch dein Leben zu irren, deinen Platz nicht zu kennen, nicht zu wissen, wohin mit dir, Einsamkeit zu spüren. Und all dies hat damit zu tun, dass du den Ort deiner inneren Geborgenheit noch nicht entdeckt hast. Die äußere Welt kann dir nämlich nur das zur Verfügung stellen, was du in dir bereits geöffnet hast. Und auch andere Menschen können dir nur das geben, was du dir innerlich selbst geben kannst. Und deshalb kann es so wertvoll sein, den Raum des inneren Zuhauses, den Raum der inneren Geborgenheit kennenzulernen. In ihm kommst du ganz bei dir an, findest du ganz deinen Platz und kannst ganz so sein, wie du gerade bist. Du musst dich nicht verändern, um an diesen inneren Ort deines wahrhaftigen inneren Zuhauses zu kommen. Du darfst es dir schlicht und einfach erlauben, ganz im Hier und Jetzt in dir anzukommen. Es kann sein, dass du dir sehr lange diesen inneren Ort der Geborgenheit verwehrt hast, dass du geglaubt hast, du seiest es nicht wert, an diesem Ort zu sein. Dass du geglaubt hast, du hättest es in irgendeiner Weise nicht verdient, ganz in dir anzukommen und einzutreten in das Zuhause in dir. Es kann sein, dass dein ganzes Leben eine Suche nach diesem einen inneren Ort gewesen ist. Und dass du diesen Ort der inneren Geborgenheit in den Armen anderer Menschen gesucht hast, in bestimmten Tätigkeiten, denen du nachgegangen bist, an bestimmten Orten dieser Welt. Vielleicht hat dich die Suche nach diesem einen inneren Ort schon weit durch die Welt getragen und du musstest letztlich feststellen: Es gibt da draußen diesen Ort deines wahrhaftigen Zuhauses nicht, denn du trägst ihn immer schon in dir. Bringe deinen Geist heim, erlaube dir, ganz in dir anzukommen, erlaube dir, einzutreten in den Raum der Geborgenheit, in den Raum deines immer liebenden Zuhauses. Überall dort, wo sich dein Herz öffnet, bist auch du zu Hause. Denn dein geöffnetes Herz ist das Tor, durch das du zu dir zurückkehren kannst. Und all deine Sehnsüchte, all dein Streben, all deine Einsamkeit, all deine Gefühle des Verlassenseins, nicht gut genug zu sein, all das wird an diesem inneren Ort gestillt, all das kommt zur Ruhe, wenn du den einen Ort in dir betrittst. Du hast dich letztlich nach nichts anderem gesehnt als danach, wieder zu dir zurückzukehren an diesen einen inneren Ort deines Zuhauses. Die Liebe, sie empfängt dich an diesem einen inneren Ort, sie wartet dort auf dich. Und wenn du zur Liebe in dir heimkehrst, dann kannst du dir selbst das wundervollste und schönste Heim bieten, das man sich je hätte vorstellen können. Du bist der einzige Mensch, der dir diese Rückkehr an den inneren Ort deines wahrhaftigen Zuhauses verwehren kann; keine Erfahrung - und sei das Vertrauen in dich und die Welt auch noch so gebrochen - kann dir diesen Rückweg verwehren. Doch solange du noch die Beheimatung in der Welt, in anderen Menschen oder in irgendetwas suchst, was außerhalb von dir liegt, so lange wirst du nicht fündig. Bisher sah dein Leben vielleicht so aus, dass du mit deinen Sehnsüchten und Wünschen an einem Ort gesucht hast, an dem du das, wonach du gesucht hast, überhaupt nicht finden kannst. Werde dir gewahr, dass immer wenn du die Liebe noch im Außen suchst, sie dir dort nicht erscheinen kann, solange du sie in dir noch nicht entdeckt hast. (…)
Diese wunderschöne Reise nach Hause beschreibt Jesus im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32). Der Vater wartet geduldig, bis der Sohn zurückkehrt, seine vergebliche Suche in der Welt aufgibt und voller Dankbarkeit und Freude in das eintritt, was immer schon sein Eigen war: sein göttliches Zuhause, die allumfassende Liebe, der Himmel. Dieser Ort steht einem jeden von uns in jedem Moment unseres Lebens zur Verfügung, wenn wir uns dafür entscheiden und in die liebende Hingabe gehen, wenn wir ein bedingungsloses Ja zu uns und unserem Leben aussprechen.
Aus dieser sicheren Perspektive der Seinsebene heraus nimmt alles, was wir in der Welt erleben, seinen angemessenen Platz ein. Orientierungslosigkeit und Ängste werden zum Fremden für den, der in sich ruht.
Schreib einen Kommentar!
Kommentare...
←           Zum aktuellen Blog zurück           →
...von Nicole am 10.08.2025:
Liebe Susanne! Was für eine schöne Vorstellung, ein "inneres Zuhause" zu haben, zu dem wir immer Zugang haben (können)!
Auch das NLP geht davon aus, dass jeder Mensch alle Anlagen in sich trägt, um sein Leben zu meistern.
Danke Susanne für diesen Blog!