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Sei ein Liebender der Realität

Sonntag, 13. Juli 2025


Vorerst schließe ich die Reihe zu den Kernaussagen von Spiritualität, wohlwissend, dass noch unendlich viel mehr dazu zu sagen wäre.

Vielleicht fällt dir auf, dass die spirituelle Welt tatsächlich ganz anders tickt als das, was wir zu denken gewohnt sind. In der spirituellen Welt gibt es nur Liebe, nichts als Liebe – während wir im Ego-Denksystem dieser Welt mit allen Varianten der Angst und des Mangels konfrontiert sind und aus diesen heraus unser Leben bestreiten. Und ja, beide „Systeme“ sind in sich kohärent, schlüssig, und du wirst vermutlich das System dieser Welt nur hinter dir lassen wollen, wenn es dir in diesem System nicht gutgeht, wenn du leidest. Das allerdings ist Grund genug, oder?

In den nächsten Blogs möchte ich dir einige praktische Übungsempfehlungen zu den vorangegangenen Kernaussagen an die Hand geben, die ich für mich in den letzten Monaten entdeckt habe.
Heute geht es um die Meditation „Sei ein Liebender der Realität“ von Robin Kaiser, Psychologe und Autor, mit einem guten Draht zur geistigen Welt. Wann immer ich im Groll bin, wann immer ich im Außen etwas anders haben will, als es sich mir zeigt, nutze ich diesen meditativen Text, der mich mittlerweile ziemlich augenblicklich in die Ruhe und die Akzeptanz der Wirklichkeit führt. Vielleicht ist er auch für dich hilfreich.
Hier der erste Teil als Auszug:

Sei ein Liebender der Realität. Sei ganz in diesem Moment und umarme alles, was ist; alles, was dieser Moment mitbringt; alles, was dieser Moment in deinen Bewusstseinsraum spült. Sei damit, umarme es. Und spüre, wie diese innere Offenheit für genau die Erfahrung gerade jetzt die Erfahrung selbst verwandelt.
Eine Erfahrung wird immer dann schwierig, wenn wir ein inneres Nein gegen das haben, was ist. Doch in dem Moment, in dem wir ein bedingungsloses Ja aussprechen, dass es genau so sein darf, wie es gerade ist, in dem Moment beginnt sich die Situation, die Erfahrung auf wundersame Weise zu verwandeln.
Die Grundformel für all unser Leiden lautet: Das, was ist, will ich nicht – und das, was nicht ist, will ich. Entweder in die eine oder andere Richtung gehend, trennt sich unser Wille von der Realität und sagt: So möchte ich es aber nicht. Und immer wenn wir uns in dieser Weise von dem, was gegenwärtig ist, abtrennen und sagen, wir wollen es aber anders, erschaffen wir uns unser eigenes Leiden. Wenn wir hingegen in jedem Moment unseres Lebens mit dem gehen, was gerade da ist, und den Ort in uns finden, an dem wir ein bedingungsloses Ja zu dem, was ist, in uns finden, in dem Moment kann es sich auf ganz natürliche Weise, ohne Druck, ohne etwas anders haben zu wollen, verändern.
Wir gehen so häufig durch unser Leben und versuchen, das Leben selbst zu ändern, aber sind wir vielleicht im Leben, um vom Leben verändert zu werden? (…) Das sind zwei ganz gegensätzliche Perspektiven, Betrachtungsweisen auf die Realität. Immer wenn wir durch unser Leben gehen und glauben, wir sind diejenigen, die unser Leben zu verändern haben (…), dann geraten wir in eine existenzielle Krise, weil das Leben dafür da ist, uns zu verändern (…). Und in dem Moment, wo wir zulassen, dass das Leben uns verändert, uns an einen anderen inneren Ort bringt, in dem Moment, von diesem anderen Ort aus wird die Welt in einem ganz anderen Lichte erscheinen (…).
Wenn wir ein glückliches und erfülltes Leben auf dieser Erde führen wollen, dann dürfen wir lernen, zum Liebenden der Realität zu werden. Ein Liebender der Realität zu sein, heißt nicht, dass es immer alles angenehm ist, was wir erfahren; vielmehr heißt es, dass gerade in den unangenehmen, schwierigen Phasen unseres Lebens wir dennoch den Ort in uns finden, wo ein bedingungsloses Ja zu dem, was ist, in uns spürbar bleibt.
Wir verwechseln sehr häufig die Handlungsebene mit der Seinsebene. Die Handlungsebene ergibt sich immer aus der Seinsebene, und es geht darum, in der Seinsebene eine Wandlung zu vollziehen, von dem inneren Ort des Krieges, des Widerstandes, des gegen etwas Angehen-Wollens zu einem inneren Ort des Mit-Seins, des Verbunden-Seins, der Liebe zu kommen. Und alle Handlungen werden sich aus diesem veränderten inneren Seinsort auf ganz natürliche Weise ergeben. Wir brauchen uns also nicht darum zu kümmern, was wir zu tun haben, um unser Leben zu verändern, um in der Welt etwas zu verändern (…).
In den allermeisten Fällen ist unsere Tat ein reaktiver Spiegel eines inneren Widerstandes, eines „SO möchte ich es nicht, ich möchte es SO“, einem Nein zu dem, was ist. Und mit diesen Handlungen kommen wir nicht weiter (…). Von diesem Ort verändert sich überhaupt nichts, außer dass es immer enger und enger wird und die Möglichkeitsräume abnehmen. In dem Moment (…), wenn du ein bedingungsloses Ja zu der Gegenwart hast (…), mit all den Freuden und all den schwierigen Dingen, wenn dieses bedingungslose Ja in dir spürbar ist, dann wirst du mitbekommen: Der innere Bewusstseinsraum wird weiter. Auf einmal wird es leichter, andere Perspektiven einzunehmen, Dinge anders zu betrachten als bisher.
Wenn wir uns diesem gegenwärtigen Moment widmen, dann können wir durch diesen Moment in alle anderen Momente unseres Lebens hineinschauen. (…)

Höre die Meditation bitte vollständig an (und am besten auch regelmäßig, wenn du mit Gegebenheiten im Außen haderst) und tauche so immer tiefer in die beschriebene Wahrnehmung der Seinsebene ein.
Umarme alles, was ist – beim Hören dieser Aussage kam mir der Umgang mit unseren Ängsten (siehe den Blog vom 6.4.25) als passendes Beispiel in den Sinn: Wir transformieren und erlösen diese, indem wir sie akzeptieren, einfach sein lassen, anstatt sie „weghaben“ zu wollen.
Auch die später im Text folgenden Passagen zu unserem freien Willen haben mich sehr nachdenklich gemacht. Das „Dein-Wille-geschehe“ gewinnt an dieser Stelle eine derart tiefe Bedeutung, die sich mir zuvor bislang in dieser Form nicht erschlossen hat, gepaart mit einer völlig neuen Wahrnehmung von innerer Freiheit. Das Leben scheint - von der Seinsebene her betrachtet - tatsächlich leichter zu sein, als ich immer dachte.

Ich bin sehr dankbar für Erfahrungen wie diese.


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