Mein aktueller Blog
Spiritualität und ganzheitliche Medizin (2)
Sonntag, 5. Oktober 2025
Es folgt der zweite Teil des Austausches zwischen Dr. med. Infried Hobert und Robin Kaiser.
Infried Hobert: Ein bedeutsamer Schlüssel im Umgang mit Herausforderungen ist der Gleichmut.
Robin Kaiser: Gleichmut ist im Buddhismus ein sehr hohes Ideal, er steht sogar über der Glückseligkeit. So wird das Nirwana beschrieben als ein Zustand vollständigen Gleichmuts, vollständiger Gleich-Gültigkeit aller Dinge. Nichts hat eine höhere Wertigkeit als etwas anderes; nichts ist besonderer als etwas anderes; alles ist gleich kostbar, da alles aus der gleichen Quelle strömt. Dabei darf Gleichmut nicht mit Passivität verwechselt werden. Es gilt, Gleichmut und Mitgefühl in die Waage zu bringen. Zu 100% im Leben involviert zu sein, ohne sich darin zu verlieren.
Das buddhistische Konzept von Maitri strömt aus dem Herzen, das bereit ist, alles auf sich zu nehmen, um anderen zu helfen und zu dienen. Der Fokus auf die individuelle Person und ihre Entwicklung ist dabei überwunden. Aus überinkarnativer Sicht geht es dabei um einen tiefen Liebesdienst an der Menschheit, damit sich diese als ganze entwickeln kann. Das schönste Geschenk, das wir der Welt machen können, ist ein befreites, ein erwachtes Selbst. Menschen an ihren ursprünglichen Seinszustand zu erinnern, vielleicht durch einen liebevollen Blick, eine Geste, die aus dem Herzen kommt. In dem Moment, in dem unser Ursprung als Frequenz im eigenen System wach, vibrierend ist, wird sich alles drumherum implizit energetisch erinnert fühlen, einer Kettenreaktion gleich.
Infried Hobert: Für den Ganzheitsmediziner, der seit 25 Jahren im Bereich der Naturheilkunde für die Ärztekammer Hannover ausbildet, lohnt ein Blick in die Schatzkiste der Weltmedizin: Welche Heilpflanzen haben z.B. die alten Kulturen, die ayurvedischen, tibetischen benutzt, um den Geist, um das Bewusstsein zu schärfen, um leichter und tiefer in die Meditation zu kommen, um im Körper ein Grundgefühl von Sicherheit, von Geerdet-Sein zu unterstützen, damit sich unser Herz langsam in die Selbstakzeptanz, in die Selbstliebe hineinentwickeln kann? (Er gibt dazu einige Beispiele.)
Menschen, die sich mit vegetarischer Ernährung schwertun, ihr Handy schlecht beiseitelegen können, viel fernsehen, zu häufig in den sozialen Medien unterwegs sind, sind der Materie so stark verhaftet, dass der Zugang nach innen versperrt ist. Unser Lebensstil kann Türen öffnen, aber auch verschließen.
Robin Kaiser: Was braucht das Gefäß, der Körper, damit ein höheres Bewusstsein einziehen kann? Es ist hilfreich, die Ernährung und den Schlaf intervallmäßig einzustellen. Zwei Mahlzeiten, vielleicht von Sonnenaufgang bis Sonnenhöchststand, können ausreichen, damit wir im Laufe des Tages aktiv bleiben, abends früh schlafen gehen und eine nächtliche Wachphase – nachts ist der Zugang zu höheren Ebenen leichter - nutzen, um in tiefere Räume zu gelangen.
Stärkung, Ausdauer und Dehnung helfen, das Gefäß zu festigen, zu erden, auf dass Gott gerne einziehen möchte.
Infried Hobert: Ein Leben, das in Anbindung an unser inneres Potenzial geführt ist, kann so erfüllend sein. Blockaden zeigen sich in mannigfaltigen schleichenden Entzündungen, die wie eine Pandemie die Welt durchziehen, die Menschheit immer stärker belasten und auch vor dem Gehirn nicht haltmachen. Es fällt den Erdbewohnern zunehmend schwerer, aus ihrer Komfortzone des immer Gleichen auszusteigen. Die Angst hält sie davon ab, das Geschenk des Lebens auszupacken – so bleibt das Eigentliche verborgen.
Robin Kaiser: Das kann abgewendet werden, wenn das kollektive Herz der Menschheit wieder erwacht, wenn wir zu der mitfühlenden Spezies werden, die wir eigentlich sind. Wir dürfen die Trennungskultur, die uns die Leistungsgesellschaft beschert hat, getrost verlernen und uns neu in ein Miteinander hineinorientieren - eng am Herzschlag von Gaia, von Mutter Erde, in naturnahen Umgebungen, Dankbarkeit und Wertschätzung unserem Planeten gegenüber ausdrückend. Je mehr wir unser Herz öffnen, je tiefer wir im Erdensein ankommen, desto sensibler werden wir dafür zu erkennen, dass unsere Erde es mit uns auch nicht so leicht hat.
Infried Hobert: Dabei hilft ein Gefühl von Sicherheit, unser Herz zu öffnen. Diese Sicherheit finden wir im Vertrauen in das große Ganze, in der Hingabe an das Leben (vgl. den Blog vom 4.12.22).
Robin Kaiser: Für eine Anfangszeit ist Vertrauen notwendig, um sich einlassen zu lernen. Danach braucht es nicht einmal das. Ist unser Sein einmal so tief verwurzelt, stellt sich diese Frage gar nicht mehr.
Brücken zu bauen zwischen der Medizin und der Spiritualität ist großartig, um Menschen besser erreichen zu können. Es braucht jeden Einzelnen, der einen Samen aussät, der zur großen Frucht heranwachsen kann, der andere inspiriert und damit einen Flächenbrand auslöst, der sich immer weiter ausbreitet. Es braucht Menschen voller Hingabe ans Leben, Menschen, die ihrem Seelenauftrag folgen.
Infried Hobert: Bei aller Bedeutsamkeit der medizinischen Wissenschaft sind wir alle aufgefordert, unsere Intuition zu schulen, um die Kraft, die in uns wohnt, sensibel wahrzunehmen und ihrer Weisheit zu lauschen.
Hat dich das Interview mit seinen vielfältigen Aspekten angesprochen, gar inspiriert?
Vielleicht bist du in Resonanz mit nur einem einzigen Gedanken gegangen, der nun als Same in deiner Seele heranreifen möchte.
Es mag auch sein, dass dir viele Anregungen abgehoben vorkommen, du sie nicht in Einklang mit deinem Leben bringen kannst. Nimm sie wahr als die „Anregungen“, die sie sind. Ich selber glaube kaum – um ein Beispiel zu nennen –, dass ich mich dem Schlaf- und Essrhythmus von Robin angleiche, erkenne aber, dass es mir guttut, ab dem Nachmittag das Essen einzustellen. Auch nehme ich einen deutlich besseren Zugang zur geistigen Welt in den frühen Morgenstunden wahr, was ich mir gerne zunutze mache. Da dürft ihr ganz eurer Intuition folgen.
Für unser aller Leben bedeutsam halte ich den Aspekt des Geerdet-Seins, des Ruhens in uns selbst. Unsere tiefe Verankerung in unserem inneren Zuhause ist die Basis für einfach alles: Sie hilft uns bei der Heilung unserer Seele und unseres Körpers; auch die Klarheit unseres Verstandes profitiert. Sie unterstützt uns in unserer Lebendigkeit, in unserer Liebesfähigkeit. Zu viel Ablenkung im Außen, welcher Art auch immer sie sein mag, konterkariert den Weg zurück zu uns.
Schreib einen Kommentar.
In Kürze finden zwei Veranstaltungen in der VHS Lüdenscheid statt, zu denen ich euch herzlich einladen möchte:
1. Sein im Hier und Jetzt – moderne Spiritualität auf den Punkt gebracht
Der Vortrag fasst wesentliche Aspekte von Spiritualität lebendig und alltagsbezogen zusammen.
2. Sein im Hier und Jetzt – praktische Bewusstseinsarbeit nach Eckhart Tolle
Das gemeinsame Erleben auf dem Weg zu mehr Bewusstheit prägt diese kleine Seminarreihe.